Eine der meistdiskutierten Störungen bei Kindern ist die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Von dieser sind in den USA etwa 3% bis 5% der Kinder und 4% der Erwachsenen betroffen. Obwohl man zunächst annahm, dass es sich dabei um ein amerikanisches Phänomen handelte, hat sich mittlerweile gezeigt, dass diese Statistiken auch auf globaler Ebene zutreffend sind. Dank der vielen Aufmerksamkeit, die der Störung in den letzten Jahren zuteilwurde, kennen viele bereits die mit ADHS verbundenen Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten und Hyperaktivität. Jedoch existieren verschiedene Varianten der Störung und jede einzelne besitzt eine ganz spezielle Symptomatik.
Es gibt drei Typen von ADHS
Vorwiegend unaufmerksam. Dieser Typ zeichnet sich durch die Unfähigkeit, ohne Schwierigkeiten aufmerksam zu sein und Anweisungen zu folgen, aus. Weil sie leicht abgelenkt werden, haben Menschen mit diesem Typen der Störung häufig Probleme sich zu konzentrieren oder Aufgaben zu erledigen. Oft neigen sie auch dazu, Abläufe zu vergessen. Bei Kindern beeinflusst dies ihre schulische Leistung und es kommt nicht selten vor, dass Hausaufgaben nicht ganz bearbeitet oder Unterrichtsinhalte nicht vollständig erfasst werden, da das Kind nicht in der Lage ist, aufmerksam zu bleiben.
Vorwiegend hyperaktiv-impulsiv. Menschen mit ADHS, die Schwierigkeiten haben, einen regelmäßigen Schlafrhythmus beizubehalten oder längere Zeit still zu sitzen, leiden normalerweise unter diesem Typ. Diese Impulsivität hat auch Auswirkungen auf das soziale Leben, da Menschen mit hyperaktiv-impulsiver ADHS dazu tendieren, Dinge zu sagen, die von anderen als unangemessen empfunden werden und neigen dazu, andere zu unterbrechen. Kinder mit diesem Typ können Probleme bei der Interaktion mit Gleichaltrigen haben und geraten häufig in Schwierigkeiten, weil sie den Unterricht stören.
Kombiniert. Dieser Typ ist eine Kombination der zwei obigen. Zwar ist es möglich, dass Menschen mit kombiniertem ADHS nicht alle Symptome aufweisen, dennoch zeigen sie mindestens ein Symptom beider Typen. Die Ursachen von ADHS sind nicht vollständig bekannt, die Hauptverdächtigen sind jedoch Erbanlagen, Ernährung und die Exposition gegenüber Blei. Es wird vermutet, dass die genetische Veranlagung eine Rolle spielt, jedoch wurde bisher keine stichfeste Verbindung zwischen dem genetischen Erbe und ADHS gefunden.
Was die Exposition gegenüber Blei betrifft, haben viele Orte bereits Initiative ergriffen und Bleifarbe von ihren Gebäuden entfernt. Es gibt also nicht viel, was an diesen beiden Faktoren geändert werden kann. Die Ernährung auf der anderen Seite kann kontrolliert werden und die Störung beeinflussen. Einst wurde angenommen, dass Zuckerkonsum bei Kindern zu ADHS führt, allerdings haben jahrelange Forschungen der medizinischen Gemeinschaft bisher keine Verbindung zwischen Zucker und ADHS etabliert. Stattdessen hat die Forschung auf einen anderen Ernährungsfaktor hingewiesen, der eine wichtige Rolle spielen könnte: Omega-3-Mangel.

Schon lange ist bekannt, dass Omega-3-Fettsäuren eine zentrale Komponente der Entwicklung und Erhaltung eines gesunden Gehirns sind. Das Gehirn besteht hauptsächlich aus Fettsäuren und die häufigste davon ist eine Omega-3-Fettsäure namens Docosahexaensäure oder DHA. Der Großteil der DHA-Konzentration befindet sich in den grauen Zellen, die unsere Gedankenprozesse steuern sowie die Art, wie wir auf unsere Umgebung reagieren. Es wurde gezeigt, dass Kinder mit ADHS im Vergleich mit Gleichaltrigen, die nicht unter der Störung litten, weniger graue Zellen sowie ein dünneres Gehirngewebe besaßen.
In Studien wurde beobachtet, dass Kinder, die während der Schwangerschaft und direkt nach der Geburt über ihre Mütter Omega-3-Fettsäuren bekamen, ein geringeres Risiko für die Entwicklung von ADHS besaßen. Dies weist darauf hin, dass Omega-3 als Nahrungsergänzungsmittel helfen kann, die Ausbildung von ADHS zu verhindern, indem es die notwendige DHA als Baustein für ein gesundes Gehirn zur Verfügung stellt. Bei Menschen, die die Störung bereits ausgebildet haben, kann ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren die Symptome verschlimmern.
In einer Studie aus dem Jahr 1996 wurde beobachtet, dass die Kinder mit der höchsten Frequenz von ADHS-Symptomen einen geringeren Omega-3-Spiegel aufwiesen als jene mit weniger ausgeprägten Symptomen. Wie in Studien aus den Jahren 2007 und 2008 getestet wurde, konnten die Symptome durch Verabreichen von Omega-3 verbessert werden.
Die 2007er-Studie wurde an Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren und über einen Zeitraum von 15 Wochen durchgeführt. Im Gegensatz zur Placebogruppe zeigten die Kinder, die Omega-3-Fettsäuren bekamen, eine Verbesserung der Symptome. Es ist nicht vollständig bekannt, gegen welche Art von ADHS Omega-3-Fischöl am stärksten wirkt und dies wurde in der Studie aus dem Jahr 2008 untersucht.
In der Studie wurde nach einer Dauer von sechs Monaten eine Verringerung der Symptome um 25% festgestellt, allerdings schienen nur Kinder mit dem vorrangig unaufmerksamen Typ auf die Behandlung mit Omega-3 anzusprechen.
2015 zeigte eine vorläufige Studie eine Verbesserung der Symptome durch die Ergänzung mit Omega-3, es gab jedoch keine Hinweise darauf, dass sich die positiven Effekte von Omega-3 auf einen Typ von ADHS beschränken.
Obwohl die meisten Studien darauf hindeuten, dass alle Typen wahrscheinlich auf Omega-3 ansprechen, sind weitere Forschungen nötig um festzustellen, wie genau jeder Typ betroffen ist. ADHS wird mit einer Kombination von Medikamenten und Verhaltenstherapie behandelt. Die Medikamente sind hauptsächlich Mittel, die das zentrale Nervensystem (ZNS) stimulieren und besitzen eine ganze Reihe von Nebenwirkungen wie Angstzustände, Schlafstörungen, Appetitverlust, Magenschmerzen und soziale Zurückgezogenheit.
Fischöl und andere Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel könnten dagegen eine gesündere Alternative für die Behandlung von ADHS werden. Außerdem können diese völlig sicher in Verbindung mit der aktuellen Behandlungsmethode für die Störung kombiniert werden und diese aufgrund der starken Verbindung zwischen Omega-3-Fettsäuren und dem Gehirn unterstützen. Für die Entwicklung und Erhaltung eines gesunden Gehirns sind Omega-3-Fettsäuren unerlässlich.
Ein Mangel dieser kann zu neurologischen Störungen wie ADHS beitragen. Der genaue Effekt von Omega-3-Fischöl in der Behandlung der verschiedenen ADHS-Typen ist nicht bekannt und weitere Forschungen sind nötig. Jedoch hat Omega-3 ein großes Potential als sicheres und natürliches Hilfsmittel im Kampf gegen die Störung und bei der Linderung der Symptome gezeigt.
Quellen
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