Henry Ford sagte einst: “Ganz gleich, ob sie denken sie können etwas oder sie können es nicht, sie haben vermutlich recht.” Neueste Forschungen zeigen jetzt, dass unser Denken nicht nur beeinflusst, was wir im Leben erreichen, sondern auch wie schnell wir altern.
Zwei kürzlich veröffentlichte Studien haben jetzt direkt gezeigt, dass wenn wir glauben älter zu werden und körperliche Probleme wie Erschöpfung oder psychische Probleme wie das Vergessen von Namen unserem eigenen Altern zuschreiben, wir tatsächlich schneller altern. Die erste Studie untersuchte, inwiefern physische Veränderungen unseres Gehirns durch unsere Überzeugungen beeinflusst werden. Mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) wurden bei den Probanden die Größe und das Volumen des Hippocampus bestimmt.
Der Hippocampus ist die Region unseres Gehirns, die für unsere Erinnerungen zuständig ist. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Hippocampus-Volumen der Teilnehmer mit einer negativen Einstellung um 300% schneller abnahm als bei Probanden mit einer positiveren Sichtweise!
Die Forscher sahen sich außerdem die Ansammlung von Amyloid-Plaque (Proteinansammlungen zwischen den Gehirnzellen) und Neurofibrillen-Bündeln an (verdrehte Proteinstränge, die sich innerhalb der Gehirnzellen ansammeln und den Nährstofftransport blockieren). Diese zwei Faktoren gelten als Hauptkennzeichen für die Entwicklung von Alzheimer-Krankheit (AK) und neurologischem Verfall. Erneut fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Teilnehmer mit einer negativen Einstellung zum Altern mehr Plaque und Neurofibrillen-Bündel aufwiesen.
Beccy Levy, leitende Autorin der Studie und außerordentliche Professorin für Gesundheitswesen und Psychologie an der Yale School of Public Health sagt: “Wir glauben, dass die Ursache, die zu diesen pathologischen Veränderungen beim Altern führen kann, Stress aufgrund der von manchen Menschen verinnerlichten negativen Ansichten zum Altern ist.” Diese Erkenntnisse ebnen den Weg für weitere Forschungen zu physischen Veränderungen wie schnellerem dem Altern und dem Verfall des Gehirns durch negative Denkmuster. In der zweiten Studie, die von der University of Toronto in Kanada geleitet wurde, wurden die Teilnehmer im Alter von 56-96 Jahren einer Reihe von Tests zum Hörvermögen und Gedächtnis unterzogen. Außerdem wurden ihre Ansichten und potentiellen Sorgen zum Älterwerden untersucht.
Bei der Analyse der Ergebnisse fand das Team heraus, dass Teilnehmer mit negativen Ansichten zum Altern und jene die glaubten, Gedächtnis- und Hörprobleme zu haben, in den entsprechenden Tests schlechter abschnitten. In anderen Worten: Wenn Menschen glauben, dass ihre Gehör- und Gedächtnisprobleme altersbedingt sind, verschlechtern sich diese mehr als bei jenen, die sich über ihre Probleme keine Gedanken machen. Professor Alison Chasten, Erstautor der Studie, erklärt: “Die Gefühle der Menschen zum Älterwerden beeinflussen ihre sensorischen und kognitiven Funktionen. Diese Gefühle beruhen oft auf Klischees über das Altern und Bemerkungen von Mitmenschen über den Gedächtnis- und Gehörverlust der Betroffenen.”
Altern ist also nur Kopfsache?

Die fantastischen Neuigkeiten in diesen Studien sind, dass wir tatsächlich in der Lage sind, diese Veränderungen zu kontrollieren oder den Verfall zu verlangsamen, indem wir unsere negativen Gedankenmuster im Bezug auf das Altern erkennen und ändern. Levy bemerkte: “Obwohl die Ergebnisse besorgniserregend sind, ist es doch ermutigend zu sehen, dass diese negativen Einstellungen beim Altern gemäßigt und positive verstärkt werden können.”
Professor Chasten fügte hinzu: “Mit dem Wissen, dass das Selbstbild erwachsener Menschen deren Hörvermögen und Gedächtnis verbessern kann, können Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität dieser Personen entwickelt werden.” Die Tatsache, dass wir die Physiologie unseres Körpers und seine Fähigkeiten durch eine positivere Denkweise verändern können, hat weitreichende Bedeutungen.
Dies wirft die Frage auf: Wie verändert man seine Gedanken? Wenn Sie sich das nächste Mal dabei ertappen, wie Sie sich selbst bemitleiden und Ihrem Alter die Schuld für irgendetwas geben, dann halten Sie einen Moment inne und lassen Sie dieses Gefühl vergehen. Anschließend überlegen Sie, ob es nicht auch einen ganz anderen Grund geben könnte. Sich diese Denkweise anzueignen erfordert etwas Übung, aber wenn Sie am Ball bleiben, werden Sie vielleicht feststellen, dass diese nicht nur das Altern sondern Ihr ganzes Leben verändern kann…
Quellen
A Culture–Brain Link: Negative Age Stereotypes Predict Alzheimer’s Disease Biomarkers. Levy, Becca R.; Ferrucci, Luigi; Zonderman, Alan B.; Slade, Martin D.; Troncoso, Juan; Resnick, Susan M. Psychology and Aging, Dec 7 , 2015.
Do Negative Views of Aging Influence Memory and Auditory Performance Through Self-Perceived Abilities?By Chasteen, Alison L.; Pichora-Fuller, M. Kathleen; Dupuis, Kate; Smith, Sherri; Singh, Gurjit. Psychology and Aging, Oct 19 , 2015