Gras rauchen oder Fischöl nehmen? Omega-3 und das Endocannabinoid-System

Geschrieben von Cassi O'Brien

Endocannabinoid x Fischöl Ich würde Geld darauf wetten, dass das Erste, was Ihnen dabei in den Kopf kommt, „Marihuana“ ist. Die Rufe nach einer Legalisierung von medizinischem Marihuana werden lauter und so hört man Worte wie „Cannabinoid“ und „Endocannabinoid“ immer häufiger. Es ist einfach, diese Begriffe mit Marihuana zu assoziieren. Die mentale Verbindung zwischen „Endocannabinoid“ und „Marihuana“ ist vollkommen verständlich, schließlich leitet Ersteres sich vom wissenschaftlichen Namen der Pflanze her. Allerdings kommen das System und die Prozesse, die mit diesen Begriffen beschrieben werden, ganz natürlich im Körper vor und sind sehr viel komplexer als die Effekte einer einzelnen Pflanze. Das Endocannabinoid-System wurde 1988 zum ersten Mal beobachtet als man die Wirkung von Cannabis sativa (gemeinhin als Marihuana bekannt) auf das Gehirn untersuchte. Diese Entdeckung war erstaunlich, selbst was wissenschaftliche Maßstäbe angeht. Sie betraf nicht nur die Wirkungen und Interaktionen des Gehirns mit Marihuana. Es wurde ein ganzes System von komplexen Interaktionen mit Auswirkungen auf den gesamten Körper entdeckt. Dessen wichtigste Funktion ist die Aufrechterhaltung der Stabilität der Körpersysteme, unabhängig von äußeren Einflüssen. Der Hauptbestandteil des Endocannabinoid-Systems sind die Cannabinoidrezeptoren. Diese befinden sich in den Zellmembranen. Es wird vermutet, dass mehr Cannabinoidrezeptoren existieren als uns bisher bekannt sind. Es gibt jedoch zwei, die ausgiebig untersucht wurden: CB1 – Dieser Rezeptor kommt im gesamten Körper vor, einschließlich Gehirn, Organen, Drüsen, Bindegewebe und Immunsystem. CB2 – Dieser Rezeptortyp kommt in kleinen Mengen im ganzen Körper vor, hauptsächlich jedoch im Immunsystem. Die Rezeptoren senden und empfangen Signale. Sie sind sozusagen der Postdienst des Körpers und senden Nachrichten von Zelle zu Zelle um bestimmte biologische Prozesse zu initiieren. Sie interagieren mit Cannabinoiden, welche in zwei Hauptkategorien aufgeteilt werden: Phytocannabinoide und Endocannabinoide. Beide Typen haben gesundheitliche Vorteile,  besitzen jedoch verschiedene Ursprünge und interagieren auf leicht unterschiedliche Art und Weise mit den Cannabinoidrezeptoren. Phytocannabinoide stammen von Pflanzen und bedingt durch die Diskussion um die Legalisierung von Marihuana hört man über diese am meisten. Die üblichen Phytocannabinoide von denen man hört sind THC, Cannabidiol und Cannabinol. Sie kommen hauptsächlich in Marihuana vor, in geringeren jedoch Mengen auch in anderen Pflanzen. Endocannabinoide werden vom Körper synthetisiert und sind in bestimmten Lebensmitteln enthalten. Sie haben eine sehr kurze Halbwertszeit und zerfallen schnell. Deshalb synthetisiert der Körper sie nur dann, wenn sie gebraucht werden verwendet sie direkt statt sie zu lagern. Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6 gehören zu den Substanzen, aus denen Endocannabinoide synthetisiert werden können und interagieren mit dem Endocannabinoid-System. Omega-3-Fettsäuren werden in Docosahexaenyl-Ethanolamid (DHEA)** und Eicosapentaenyl-Ethanolamid (EPEA) umgewandelt. DHEA entsteht aus DHA, EPEA aus EPA.

Endocannabinoid System

Da Omega-3-Fettsäuren umgewandelt werden um direkt mit dem Endocannabinoid-System zu interagieren, spielen sie eine Rolle bei dessen Funktion. Die Wechselwirkungen von DHEA und EPEA mit den Cannabinoidrezeptoren gelten als schwächer als die Interaktion der Rezeptoren mit Phytocannabinoiden und anderen Endocannabinoiden, da DHEA und EPEA oft in geringeren Mengen vorhanden sind und sich nicht so stark an die Rezeptoren binden. Studien haben jedoch gezeigt, dass selbst geringe Mengen dieser Endocannabinoide eine große Wirkung innerhalb des Endocannabinoid-Systems besitzen, inbesondere wenn es um Entzündungen geht. Die CB2-Rezeptoren befinden sich größtenteils im Immunsystem und beeinflussen Entzündungen sowie entzündliche Reaktionen des Körpers. Obwohl das genaue Zusammenspiel zwischen DHEA und EPEA mit CB2 nicht vollständig bekannt ist, besitzen diese eine erhebliche antiinflammatorische Wirkung. Omega-3-Fettsäuren interagieren außerdem mit den CB1-Rezeptoren und obwohl sie sich nicht im Immunsystem befinden, wurde beobachtet, dass die Wechselwirkung ebenfalls zur Reduktion von Entzündungen führt. Diese Entdeckung wurde in einer Studie gemacht, die die Rolle des Endocannabinoid-Systems für die Erkrankungen Adipositas und Diabetes untersuchte. Bei Supplementierung mit Omega-3 wurde die inflammatorische Signalgebung der CB1-Rezeptoren reduziert, was zu einer Verringerung des Entzündungsniveaus führte und das Risiko für Adipositas und Diabetes senkte. Neben der Unterdrückung von Entzündungen in der Anfangsphase hat sich die die Wechselwirkung zwischen Omega-3-Fettsäuren und den Cannabinoidrezeptoren als vielversprechend für den Schutz gegen inflammatorische Schäden herausgestellt. Es wurde beobachtet, dass DHEA die Signalgebung für die Ausschüttung von Stickstoffmonoxid reduzierte. Stickstoffmonoxid wird als Reaktion auf Entzündungen freigegeben, kann jedoch schädlich sein, wenn es aufgrund chronischer Entzündungen für längere Zeit ausgeschüttet wird. Indem DHEA diese Ausschüttung verringert, schützt es den Körper vor möglichen permanenten Schäden und Narbenbildung. Das Endocannabinoid-System ist noch lange nicht vollständig verstanden. Es ist ein ausgedehntes und komplexes System, das noch immer viele Geheimnis und das Potential für neue Entdeckungen birgt. Vieles haben wir bereits entdeckt, jedoch fehlt uns ein umfassendes Verständnis dafür, wie genau die Rezeptoren reagieren und welche Faktoren bei der Signalgebung eine Rolle spielen. Zwar zeigen die Daten, dass Omega-3-Fettsäuren die inflammatorische Signalgebung unterdrückt, dennoch verstehen wir das gesamte Ausmaß der Interaktionen zwischen Omega-3-Fettsäuren und den Cannabinoidrezeptoren noch nicht. Höchstwahrscheinlich gibt es also viele Gesundheitsvorteile, die uns bislang nicht bekannt sind. ** Nicht zu verwechseln mit dem Hormon-Supplement Dehydroepiandrosteron, welches unter der Abkürzung „DHEA“ verkauft wird. Es handelt sich um vollkommen unterschiedliche und nicht miteinander verwandte Chemikalien.

Quellen

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